Nach einer erfolgreichen Basis-Installation werden üblicherweise noch weitere Anpassungen vorgenommen. Im Wesentlichen gibt es dafür zwei Gründe:
- Einerseits mag man als Nutzer zusätzliche Software gemäß den eigenen Vorlieben installieren. Die Menge an verfügbarer Software passt allerdings nicht unbedingt auf eine CD, eine DVD, oder einen USB-Stick. Die Programme werden darüber hinaus beständig weiter entwickelt und sind möglicherweise in der Zwischenzeit aktualisiert worden.
- Andererseits werden je nach Linux-Distribution nur Software-Pakete mitgeliefert, die bestimmten Kriterien genügen (beispielsweise gewisse Lizenzbedingungen aufweisen). Manche wichtigen Pakete müssen daher, selbst wenn sie frei verfügbar sind, manuell installiert werden.
Paketverwaltung
Die Systeme Linux Mint, Ubuntu und Debian nutzen apt ("Advanced Packaging Tool") zur Verwaltung und Aktualisierung der installierten Programme und Code-Bibliotheken.
Je nach Desktop-Umgebung gibt es darauf aufbauende graphische Verwaltungsprogramme (beispielsweise Synaptic), die intuitiv mit der Maus bedienbar sind. Von einer Shell aus kann apt <apt>
auch direkt auf einfache Weise genutzt werden. Man kann
- mit
apt-get update
die Liste an verfügbaren Paketen aktualisieren, - mit
apt-cache search suchbegriff
ein in Frage kommenden Paket suchen, - mit
apt-get install paketname
ein verfügbares Paket installieren.
Zur Vereinfachung ist das Programm aptitude
empfehlenswert. So lassen sich die beiden Aufruf-Varianten apt-get
und "apt-cache"
durch den entsprechenden aptitude
-Befehl ersetzen:
aptitude search suchbegriff
entsprichtapt-cache search suchbegriff
aptitude install paketname
entsprichtapt-get install paketname
Folgende Programm-Pakete, die als Superuser mittels apt
hinzugefügt werden können, halte ich persönlich als Ergänzungen zum Basissystem für sehr nützlich: 1234
Programmname | Beschreibung |
abiword | ein alternatives Textverarbeitungs-Programm |
alarm-clock-applet | ein Weck- und Erinnerungsdienst-Programm für die Symbolleiste |
blender | ein Programm zur Modellierung und Animation von 3D-Modellen |
ding | ein Deutsch-Englisches Wörterbuch (zusätzlich muss auch das Paket trans-de-en installiert werden) |
easytag | ein Programm zur schnellen und einfachen Bearbeitung von Audio-Metadaten ("ID3-Tags") |
evince | ein ausgereifter Dokument-Betrachter (PDF, PS, TIF, u.a.) |
gimp | ein Programm zur Bild-Bearbeitung (JPG, PNG, TIF, u.a.) |
gnumeric | ein alternativer Tabellen-Editor |
gparted | ein Partitions-Manager, mit dem Partitionen beispielsweise auf lokalen Festplatten oder USB-Sticks erstellt und verwaltet werden können. |
gtk-redshift | ein Programm, das den Bildschirm je nach Tageszeit und geographischer Lage rötlich einfärbt (wirkt entspannend auf das menschliche Auge). |
guake | eine Shell, die auf Tastendruck am oberen Bildschirmrand ein- und ausgeblendet werden kann |
inkscape | ein Programm zur Erstellung von Vektor-Graphiken (SVG) |
keepassx | ein Programm zur sicheren Verwaltung von Passwörtern |
musescore | ein umfangreiches Notensatz-Programm |
pidgin | ein Chat-Programm, das mehrere Protokolle unterstützt (u.a. Jabber und IRC) |
transmission | ein einfach bedienbares BitTorrent-Programm |
xpdf | ein schlanker, schneller PDF-Betrachter |
unetbootin | ein Programm zum erstellen von bootfähigen Live-USB-Sticks |
vlc | ein Audio- und Videoplayer, der alle gängigen Formate unterstützt (MPG, AVI, FLV, MP3, OGG, u.a.) |
zathura | ein Vim-artiger Bildbetrachter, wahlweise mit einem dunklen Farbschema, das in der Datei ~/.config/zathura/zathurarc festgelegt wird. |
Je nach Distribution und Desktop-Umgebung können einige der genannten Programme bereits installiert sein. In diesem Fall bleibt ein Aufruf von sudo aptitude install paketname
ohne Wirkung.
Zusätzlich empfiehlt es sich auch einige Shell-Programme und Code-Bibliotheken zu installieren. Im Abschnitt Zusätzliche Shell-Programme
ist die Installation und der Nutzen einiger Pakete näher beschrieben.
Auch wenn es unter Linux für die meisten Zwecke eigene, auf dem Open-Source-Prinzip basierende Programme gibt, lassen sich bei Bedarf --allerdings ohne Garantie -- kommerzielle Windows-Programme auch mittels des Windows-Emulators Wine installieren bzw. bedienen.5 Um Wine unter Ubuntu 12.04 oder neuer beziehungsweise Linux Mint 13 (oder neuer) zu installieren, sollte man folgendermaßen vorgehen:
sudo add-apt-repository ppa:ubuntu-wine/ppa
sudo apt-get update
sudo apt-get install wine1.7
Nach der Installation können Windows-Programme (auch Installations-Programme) mittels wine programm.exe
gestartet werden. Mittels winecfg
bzw. des entsprechenden Startmenü-Eintrags kann eine graphische Konfigurations-Oberfläche gestartet werden.
Da das Emulieren von Programmen in vielen Fällen zu einer erheblichen Prozessor-und Speicherlast führt und nur bedingt auf Linux-Systeme abgestimmt ist (insbesondere stets eine Sicherheitslücke darstellt), sollte es nur dann genutzt werden, wenn es unbedingt erforderlich ist und noch kein entsprechendes Linux-Programm existiert.
html
Anmerkungen:
Unter Linux Mint 17 bzw. Ubuntu 14.04 startet
ding
nach der Installation nicht, sondern gibt stattdessen die Fehlermeldungwish not found
aus. Um dieses Problem zu beheben, öffnet man die Datei/usr/bin/ding
mit Superuser-Rechten und ersetzt in der dritten Zeileexec wish "$0" "$@"
durchexec wish8.4 "$0" "$@"
; danach startetding
wie gewohnt.↩Redshift kann nach der Installation im Kontrollzentrum als Startprogramm mit folgendem Aufruf festgelegt werden:
gtk-redshift -l breitengrad:längengrad
, z.B.gtk-redshift -l 50:-10
für den Standort Augsburg.↩VLC lässt sich auch zum Abspielen von DVDs und CDs nutzen. Während unter neueren Versionen von Linux Mint und Ubuntu bereits alle dafür nötigen Codecs vorinstalliert sind, müssen auf Debian-Systemen folgende Pakete manuell nachinstalliert werden:
sudo aptitude install libc6 w32codecs libdvdcss2
↩Damit
xpdf
beim Öffnen einer PDF-Datei keine Fehlermeldung der ArtWarning: Cannot convert string "-*-courier-medium-r-normal--12-*-*-*-*-*-iso8859-1" to type FontStruct
anzeigt, muss zusätzlich das Paketgsfonts-x11
mittelsapt <apt>
installiert werden. Die Änderung wird erst mit einem Neustart des X-Servers oder des ganzen Rechners wirksam.↩Eine andere Möglichkeit besteht darin, Windows unter linux beispielsweise mittels KVM, QEMU oder VirtualBox als "Virtuelles Betriebsystem" zu installieren. Windows-Programme können innerhalb dieser Umgebung wie unter Windows üblich installiert und benutzt werden.
Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass auf diese Weise können alle Windows-Programme benutzt werden, da es sich quasi um ein gesamtes Windows-System handelt. Zusätzlich ist es teilweise möglich, den aktuellen Stand des virtuellen Systems zu speichern und bei Bedarf wiederherzustellen -- dies kann unter Windows nötige Firewalls und Virenscanner überflüssig machen.
Nachteilig ist bei dieser Methode, dass virtuelle Betriebsysteme oft mit erheblichen Geschwindigkeits-Einbußen verbunden sind und viel Arbeitsspeicher erfordern.↩